Von Schweröltankern und Pseudoromantik

Holzbau wächst weiter – unsere Wälder auch!
Lichtblicke 2021: Die Bundesregierung beschloss Maßnahmen zur CO²-Einsparung. Die EU erließ Richtlinien für reduce, reuse und recycle und verlangt eine Ökologisierung der Bauwirtschaft. Die EU wünscht mehr Holz am Bau, aber natürlich mit europäischem Holz. Davon haben wir mehr als genug, wenn das Holz nicht in zu großen Mengen exportiert wird. Der Holzbau hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten nachweislich zur umweltfreundlichsten Bauweise entwickelt und ist in der zeitgemäßen Architektur nicht mehr wegzudenken.
Realer Irrsinn 2021: Holz wächst in Europa in riesigen Mengen nach. Trotzdem geriet die gesamte europäische Wertschöpfungskette Holz im ersten Halbjahr 2021 gewaltig ins Trudeln – zulasten der Holzbaubetriebe und vieler Bauherrschaften. Den wirtschaftlichen Schäden bei Handwerksbetrieben und Bauherrschaften stehen ganz wenige, ganz große Gewinner gegenüber. Manche nennen das freie Marktwirtschaft. Mir wäre eine ökosoziale Marktwirtschaft lieber. Verloren hat auch die Umwelt. Schwerölbetriebene Hochseefrachtschiffe belasten Luft und Gewässer. Selbstverständlich ist diese Erkenntnis nicht neu und betrifft nicht nur die überzogene Verschifferei des Ökobaustoffes Holz.
Das Gute an der Holzkrise: Wir alle machen uns wieder mehr Gedanken über Versorgungssicherheit, Autonomie und regionale Verantwortung. Versorgungsengpässe und Preiserhöhungen bringen kluge Köpfe in Handwerk, Architektur und Tragwerksplanung dazu, über Systeme nachzudenken, die den Holzeinsatz vermindern. Das stärkt nicht zuletzt die Regionalität und den ländlichen Raum. Holz und Holzbau sind in aller Munde und die Kunden sind begeistert. Und die Preise – ja die sind wieder gefallen. Sie waren „künstlich“.
Chance: Holz ist ein natürlicher Baustoff der in unserer Ökofabrik „Österreichischer Wald“ wächst, das Klima verbessert, Schutz bietet und zur Erholung einlädt. Deshalb müssen wir unsere Wälder pflegen, klimarobust umbauen, und mit Respekt bewirtschaften. Daran arbeitet unsere Fortwirtschaft mit großem Einsatz. Bewirtschaftete Wälder sind gesunde Wälder und leisten mehr für das Klima als verrottende pseudoromantische „Urwälder“.

Dr. Matthias Ammann, Nüziders im Oktober 2021