Über Pferdefleisch im Beton und den wahrhaftigen Co2-Schlucker

Zement, die Grundzutat für die Betonherstellung ist nach Wasser bisher das meistverbrauchte Material der Welt. Aktuell wird Beton als klimafreundlicher und natürlicher „CO2 Schlucker“ beworben, der Wiesen und Wälder schont. Wer vom Bau ist, erkennt Parallelen dieser Marketing Strategie zum Fleischskandal 2013. Damals wurden Spezialitäten als Rindfleisch beworben und verkauft, die in Wirklichkeit aus Pferdefleisch bestanden. Warum der Vergleich?

Die Produktion von Beton verursacht Umwelt- und Luftverschmutzung. Die weltweite Zementproduktion stößt beispielsweise etwa viermal soviel CO2 in die Luft, wie der gesamte globale Flugverkehr (1). Falls Beton direkt der freien Luft ausgesetzt ist, kann ein Bruchteil des CO2 durch Carbonatisierung wieder gebunden werden. – Beton ist trotzdem kein umweltfreundlicher „CO2 Schlucker“, wie fälschlicherweise geworben wird, sondern ein klimaschädlicher CO2Verursacher. Dazu kommen noch all die chemischen Zusätze, die ein Beton heutzutage beigefügt werden müssen.

Wenn die Zement- und Betonlobby falsche Behauptungen braucht, um sich aus Werbezwecken als Klimaschützer zu positionieren, dann wird der schlechte ökologische Fußabdruck dieser Branche sichtbar. Klimaschutz und Beton passen einfach nicht zusammen. Doch Fakten müssen beweisbar sein. Die Vorarlberger holzbau_kunst prüft derzeit eine Klage wegen unlauterem Wettbewerb. Aus Pferdefleisch wird halt niemals Rindfleisch.

Österreich hat sich mit dem Pariser Abkommen wie alle europäischen Länder zu einer Einsparung des CO2 Ausstoßes auf 40% bis 2030 verpflichtet. Dieser „Green Deal“ fordert klimafreundlichere Bauweisen, um CO² einzusparen. Wenn diese Einsparungen nicht umgesetzt werden, drohen neben schädlichen klimatischen Veränderungen Vertragsstrafen, die alle BürgerInnen Österreichs mitfinanzieren müssen.

Anstatt den Pferdefleisch-Beton zu verwenden, wäre es besser, den wahrhaftigen CO2 Schlucker Holz als Baustoff vermehrt einzusetzen. Holz besteht aus Luft und Wasser. Es entzieht der Luft CO2 (2)  und erzeugt so ein nachwachsendes Baumaterial aus ebendiesem Schadstoff, den wir ja loswerden wollen. Es ist im öffentlichen Interesse, österreichisches Holz als Baustoff zu fördern und Rahmenbedingungen zu schaffen, damit seine leichter möglich wird.

Jeder möge auf seinen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Warum fühlt sich ein frisch gebauter Raum aus Holz besser an, als einer aus Beton?  Holz hat die Menschheit immer schon begleitet, wir sind eng verwurzelt mit diesem Baustoff. Neben den gesundheitlichen Vorteilen gibt es auch bautechnische. Die heute übliche, rasante Bauabwicklung braucht trockenes Material wie Holz. Massive Beton-Wände bestehen zu etwa einem Drittel aus Wasser. Es dauert mehrere Jahre, bis ein Raum aus Beton trocknet und dem Schimmel keine Feuchtigkeit mehr zum Wachstum bietet.

Die Holzbau-Architektur kann viele Forderungen erfüllen: Ressourcenschonung, Nachhaltigkeit, Klimafreundlichkeit und Enkeltauglichkeit, aber auch Ästhetik und Geborgenheit. Wie können also das Land Vorarlberg und der Bund Ihrer Vorbildfunktion nachkommen, um die Rahmenbedingungen zu ändern und den heimischen Holzbau stärker zu fördern? Welchen Beitrag leistet die Architektur, die Kunst? Was kann jede Zimmerei noch besser machen? Darüber sollten wir miteinander sprechen.

Mst. Ing. Manuel Feuerstein, Bludenz im Juni 2021
(1) Böser Beton: Warum Zement der geheime Klimakiller ist, Philip Pramer, 3. Mai 2019, der Standard 23.6.21
https://www.derstandard.at/story/2000102411187/boeser-beton-warum-zement-der-geheime-klimakiller-ist

(2) Ca. 1 Tonne Co2 pro Kubikmeter Holz 23.6.21:
https://www.proholz.at/holz-ist-genial/1-tonne-co2-wird-in-jedem-kubikmeter-holz-gespeichert/holzprodukte-sind-kohlenstoffspeicher