Die Krux mit dem Holzwohnbau

Ab 2021 entsteht im östlichen Teil des ehemaligen Flughafens Tegel mit über 5000 Wohnungen das größte Holzbauviertel weltweit: das Schumacher-Quartier. Es soll klimaneutral sein und bezahlbar, für Bauherren wie für die späteren MieterInnen. Mit neuen Technologien, Vernetzung und intelligenter Produktion im Sinne von Industrie 4.0 soll es hier gelingen, den Holzbau mittelfristig 20 bis 25 Prozent günstiger als Massivbau zu machen - bei 80 Prozent Emissionseinsparung. Obwohl die Vorarlberger- und Österreichische Holzbaubranche sich zurecht zu den Pionieren zählt, zeigen uns aktuell doch das Ausland, wie beherzt und zielstrebig man daran arbeitet, die Baubranche ökologischer zu machen und dadurch weniger CO2-Emissionen zu produzieren. Viele deutsche Länder und Kommunen haben engagierte Ziele in die Richtung und forcieren Holzbauprojekte, der Umwelt zu Liebe!! Der Holzbau hat in vielen Bereichen schon erfolgreich seinen Platz gefunden – öffentliche Bauten, Gewerbeanlagen, Einfamilienhäuser um einige zu nennen. Beim Wohnbau, gefördert oder frei finanziert, scheint der Weg doch etwas schwieriger zu sein. Durch Förderrichtlinien und Konkurrenzkampf entsteht ein hoher Kostendruck, und dann werden automatisch die Gewinnspannen geringer. Wenn man aber in diesem Teich mitfischen will, braucht es ein kostenoptimiertes Produkt „Holzwohnbau“ und noch mehr mutige Akteure in der Holzbauplanung und -Ausführung. Ohne Bereitschaft zu Innovation, Mut und gemeinsamer Anstrengung der gesamten Branche bleibt der Holzbau im Wohnbau chancenlos. Anfragen sind genug da, die müssen wir nur beantworten und später auch bedienen.

Architekt Johannes Kaufmann, Dornbirn im Dezember 2020