Nur Holz ist zu wenig.
Holzhäuser brennen besser, sie sind hellhörig und große Bauwerke sind mit Holz sowieso nicht möglich. Nun, ich bin kein Experte fürs Bauen, kein Architekt, kein Tragwerksplaner und kein Zimmerer, aber eines weiß ich: Die Gegenwart zeigt uns, dass nicht stimmt, was hier geschrieben steht. Der Holzbau hat in den vergangenen Jahren gezeigt, wozu er fähig ist. Bautechniken wurden verbessert, immer neue technische Möglichkeiten geschaffen und Holz zum bestimmenden Bauelement ungezählter kleiner und großer Projekte gemacht. Der Werkstoff spielte dabei seine zahlreichen Vorteile aus: Angefangen beim Klimaschutz über die kurze Montagezeit bis zur Regionalität. Holz konnte sich aber nicht nur durchsetzen, weil es aus mehrfacher Sicht ein vielversprechender Werkstoff ist. Es sind auch die vielen Betriebe und ihre Mitarbeiter:innen speziell im ländlichen Raum, die in den vergangenen Jahren geforscht und getüftelt haben, wie man das Material noch besser einsetzen kann. Holz hat damit viele überrascht, nämlich all jene, die dem Werkstoff und der Branche zu wenig zugetraut haben. Das sind diejenigen, die Sätze wie jene zu Beginn meines Kommentars immer und immer wiederholt haben und zum Teil noch heute daran festhalten.
In Wahrheit also steht alles bestens um den Holzbau Holz? Ja, es entwickelt sich vieles in eine sinnvolle Richtung, jedoch möchte ich zwei Aspekte ergänzen:
1. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, wie wichtig es auch in der Holzbaubranche ist, nicht stehen zu bleiben. Die Betriebe und Mitarbeiter:innen müssen sich weiterentwickeln, neue Verfahren ausarbeiten, neue Möglichkeiten aufdecken, stärker und verlässlicher miteinander kooperieren und so den Werkstoff Holz noch besser nutzen. Fehlen hier Offenheit, Mut und Bereitschaft, wird die Branche ihren Platz auf der Überholspur verlieren.
Und 2. ist Holzbau nachhaltig. Er speichert CO2 und setzt auf eine nachwachsende Ressource. Soweit herrscht zumeist Einigkeit. Doch die kaum gebremste Überzeugung soll um einen Gedanken erweitert werden: Wollen wir tatsächlich eine nachhaltige Bauweise und einen sorgsamen Umgang mit knappen Ressourcen, brauchen wir einen neuen Zugang zum Wohnen – trotz Holzbau: So müssen wir überlegen, ob bei begrenzten Flächen wie in Vorarlberg dort und da die größere Wohneinheit nicht doch die bessere Alternative zum klassischen Einfamilienhaus ist. Ich denke an Verdichtungen, Generationenwohnen, Reihenhäuser und tatsächlich menschengerechte Quartiersbauten. Wir sollten prüfen, wo wir Ressourcen unter welchen Bedingungen beziehen können. Auch für den Rohstoff Holz gilt dies. Und schließlich müssen wir darüber nachdenken, was mit Immobilien und Bauelementen geschieht, wenn wir diese abbauen oder umnutzen. Wenn alte, jedoch grundsätzlich intakte Häuser, Fenster, Fertigteile und vieles Weitere auf Deponien landet und oftmals niederwertig wiederverwertet und aufwändig recycelt wird, sollten wir dies hinterfragen. Und wenn wir heute Immobilien errichten, müssen wir, bevor wir das erste Holzbrett in die Hand nehmen, einen Plan davon haben, wie die Immobilie irgendwann zurückgebaut werden kann.
Was wir brauchen, sind Investitionen in eine klimafitte Waldbewirtschaftung, in intelligente Weiterverarbeitungsschritte der Säger:innen sowie Zimmerer und Zimmerinnen und wirklich zukunftsfähige Architekturwelten. Ich persönlich sehe den Entwicklungen hier in Vorarlberg mit Neugierde und Optimismus entgegen. Die Vorarlberger Raiffeisenbanken sind seit Beginn der „vorarlberger holzbau_kunst“ 1997 als enge Wegbegleiter und Unterstützer mittendrin. Unser Holzbaunetzwerk hat in den vergangenen 25 Jahren weit über die Grenzen des Landes hinaus starke und positive Spuren hinterlassen. Ich bin davon überzeugt: Dies wird auch in Zukunft so sein. Weil wir eben nicht stehenbleiben, sondern weiterdenken und so die Großartigkeit des Werkstoffes Holz entfalten können.
Manfred Miglar, Marktvorstand der Raiffeisen Landesbank Vorarlberg